Widerstände

Manche Schätze erkennt man erst als solche, wenn man an ihnen gewachsen ist.

Um das Thema ‘Widerstände’ zu besprechen, muss ich erst einmal ausholen.

Bewusstseinerweiterung, Bewusstseinsentwicklung und persönliches Wachstum haben eins gemeinsam:

Man wird sich seiner Selbst bewusst, und das umschliesst Höhen und Tiefen, Begabung und Anerzogenes, persönliche Werte und Moral. (Natürlich umfasst es noch viel mehr, dies sind lediglich die Seiten, die für mich in diesem Artikel wichtig sind.)

Viele meiner Mitstreiter und Klienten, genau so wie ich selbst, werden sich wiedererkennen, wenn ich folgendes schildere:

Man geht zu einer Sitzung bei einem Coach/Therapeuten/Schamanen/(…) seiner Wahl, und kommt zu einer Begegnung mit sich selbst, hat Visionen aus seinem tiefen Inneren, hat ein Gespräch, bei dem man sich fühlt, als hätte man mit seinem höheren Selbst gesprochen, oder mit sich selbst als Kind, zu dem Zeitpunkt, als man noch alles wusste. Dann geht man nach Hause, zurück in seinen Alltag und alles, was man gehört hat, und was vor einem Augenblick noch so zauberhaft erschien, verblasst. Der Weg wird wieder undeutlich, Alltagszweifel kommen auf, die alten ausgelatschten Wege scheinen doch so bequem und vor allem: man kennt sich in ihnen aus. Neues ist unbekannt, und sein wir doch mal ehrlich: soo oft mag man Unbekanntes doch nicht wirklich.

Es ist eigentlich völlig egal, was in diesem Moment in uns abgeht, welche Gedanken durch den Kopf rollen, denn hier sind wir an dem Punkt angelangt, auf den ich hinaus will: Da sind sie, unsere herrlichen Widerstände, Anzeiger unseres möglichen Wachstums und effizienteste Waffe unseres Schweinehundes (auch Ego genannt).

Was machen wir nun damit? Nachgeben? Das Ego wieder einmal gewinnen lassen? Aber was ist mit der Sitzung, die wir hatten, mit diesem zauberhaften Moment? Etwas in uns hat uns doch dahin gebracht, und in diesem Moment erschien uns das alles so wichtig und richtig.

Ich habe folgende Beobachtungen gemacht:

Manchmal hat man Mut. Dann reisst man sich für einen Moment zusammen und macht ganz einfach das, was man sich vorgenommen hatte.

Manchmal bleibt man weiter in der Situation stecken, aus der man sich mit Hilfe der Sitzung befreien wollte. Es kann sein, dass man erst einmal alles als ‘gar nicht so schlimm’ empfindet. Irgendwann kommt es aber wieder: das gleiche nagende, unerträgliche Gefühl, das etwas an der momentanen Situation zum Himmel stinkt! Dann hat man gleich mehrere Reaktionen zur verfügung, aus denen man sich seine Zukunft lenken kann:

Erstens: Das Aussen. Man schiebe es auf den Therapeuten/(…), der nichts gebracht hat, oder auf die  Lebensumstände. So wird man zum Nörgler.

Zweitens: Man geht durch seine Aufzeichnungen, merkt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung war, aber irgendwie noch nicht das Wahre, dann such man sich erneut Hilfe. Ob man sich die selbe Hilfe holt wie zuvor, oder jemand neuen, das ist ein wenig persönliches Gusto und ein wenig ein ganz anderes Thema. Ein Rat meinerseits: Öffnen Sie, was Sie zuvor mit  dem Therapeuten/(…) erarbeitet haben. So kommen  Sie deutlich schneller zum Ziel.

Drittens: Wut. Wut ist gut. Um genauer zu sein: Hinter Mut ist Wut das zweitbeste Gut. Denn Wut kann uns auch die Kraft geben, etwas zu ändern. Es ist dabei erst einmal nicht so relevant, ob die Wut sich auf die Situation oder den inneren Schweinehund bezieht, so lange sie die Kraft gibt, in sich zu gehen und eine Änderung herbeizuführen. Also den Zettel rauszukramen, und sich noch einmal vor Augen zu führen, was man sich damals vorgenommen hatte. Und dann los!

Natürlich gibt es auch noch jede Menge individuelle Reaktionen auf die gerissenen Schmeicheleien und Umspielungen unseres Egos, dieser Essay erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Der Gewinn

 

Was hat man nun davon, einen Widerstand überwunden zu haben? Es soll ja hier nicht primär darum gehen, dass man dabei seine persönliche Lebenssituation verändert, sondern genau um Widerstände.

Manchmal wird einem niemals klar, was einen davon abhält, sich zu entwickeln. Wenn aber doch Momente oder Jahre später zu uns durchsickert, was wir da gerade überwunden haben, als wir mutig diesen Widerstand überwunden haben, ist die Freude und das Staunen über uns selbst und über die Welt groß.

Aus meinen Erfahrungen sind dies unter anderem:

(erstmalige) Überwindung eines (gefühlten) persönlichen Defizites, Überwindung einer als moralisch empfundenen anerzogenen Verhaltensweise, die mehr schadet als nützt (Moral verändert sich mit der Gesellschaft, die Gefühle alter moralischer Ansichten bleiben noch über Generationen in den Menschen verhaften), Überwindung einer anerzogenen familiären Verhaltensweise (die vor Generationen einmal notwendig gewesen sein mochte, sich dann aber verselbstständigt hat und danach alle Nachfahren beeinflußt hat), Überwindung und Neudefinierung der Begriffe ‘Freundschaft’ und ‘Liebe’, Überwindung von Sucht (als ersten Schritt), Schaffung eines Freiraumes für die eigene Großartigkeit.

All diese Verhaltensweisen und Ansichten waren zu einem bestimmten Zeitpunkt von Nutzen. Sie haben geholfen, sich in der Familie und Gesellschaft zurecht zu finden oder zu überleben. Das Gehirn, unser Logos, hat sie als wertvoll erachtet, und daher einen Widerstand eingebaut, gegen diese Verhaltensweisen zu handeln. Es ist an uns, aktiv zu wachsen und mit dem Leben gehend unnütze Widerstände aufzudecken und zu überwinden.

Dies ist wie, um ein Bild zu benutzen, eine sinnvolle Angst vor wilden Wölfen, wenn man durch die Taiga zieht, die aber nicht aufhört, wenn man zurück in der Stadt ist und beim Anblick des Chihuahuas der Tante schon Schweißausbrüche bekommt. In dem Moment der Angst und des Widerstandes, baut das Gehirn einen Schutz vor logischem Denken ein, der uns ermöglichen könnte den deplazierten Widerstand zu erkennen und zu überwinden. Nun liegt es an uns, in bzw nach diesem Moment zu entscheiden, dass eine Angst vor Hunden für unser Leben nachteilhaft ist, und sie zu überwinden (mit Hilfe).

 

Es ist uns also nur in den seltensten Fällen vergönnt, vorher zu überblicken, was wir da gerade überwinden. Ohne Mut geht es nicht. Wer sich schlecht vorbereitet fühlt, möge genau und mit großer Sorgfalt mit seinem Coach/Therapeuten/ Schamanen/(…) arbeiten, und sich auf jedem Schritt begleiten lassen. Denn manchmal sind die Widerstände und die darunter liegenden Themen zu groß für einen alleine zu tragen.

Habt Mut – nein, lasst UNS Mut haben, alle gemeinsam an unseren unnützen Widerständen zu arbeiten und uns zu ERWEITERN, und zu öffnen, frei zu sein.

Mut!

 

Nachtrag: Ich liebe ja meine Schlaumeier, und in desonderem Hinblick auf alle “abers” in diese Richtung erkläre ich hier deutlich: Es ist nicht die Rede davon, lebensrettende Widerstände zu überwinden. Bitte hört auf eure Widerstände, wenn sie euch davon abraten, aus großer Höhe ohne gutes Geschirr und Seil abzuspringen ;-)

 

 

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Hannah Achenbach

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